Lesezeit: 12 Minuten
Wenn ich ein * (Sternchen) verwende, werden alle mitgedacht. Wenn ich es vergessen habe und du deshalb den Inhalt verpassen willst, ist das sehr schade, aber passt irgendwie auch zum Thema.
Wenn wir über Machtstrukturen und Repression sprechen, lässt sich ein Vergleich mit einem popkulturellen Klassikerin kaum vermeiden: Star Wars. Die weit, weit entfernte Galaxis, die George Lucas schuf, ist nämlich nicht nur ein Science-Fiction-Abenteuer, sondern ein perfekt ausgeleuchtetes Lehrstück über die Mechanismen der Macht – mit Lichtschwertern und haarigen Wookiees als Bonusmaterial. Tatsächlich sind die Parallelen zwischen Star Wars und Foucaults Verständnis von Macht offensichtlich. Das Imperium, mit seinen riesigen Todessternen und unzähligen Sturmtruppen, steht für eine klassische, von oben nach unten ausgeübte Macht. Der Imperator (unsere galaktische Version von Big Brother, nur faltiger) ist der Inbegriff dieser hierarchischen Unterdrückung. Seine Kontrolle über den Senat, die Militärapparate und die Galaxis als Ganzes ähnelt den Repressionsmechanismen, die Foucault in Gefängnissen, Psychiatrien und dem Gesundheitssystem unserer realen Welt erkennt. Der Imperator braucht keine Mauern, um die Bürger* der Galaxis zu kontrollieren. Seine Macht ist subtiler, fast unsichtbar, aber allgegenwärtig.
Doch wir dürfen nicht vergessen, dass in Star Wars die Macht nicht nur negativ besetzt ist. Die Rebellion – Luke, Leia und die Crew, die immer in letzter Minute den Tag rettet – ist das, was Foucault als „Gegenmacht“ beschreiben würde. Sie stellen das Imperium infrage, nicht durch direkte Konfrontation (gut, das passiert auch mal), sondern durch die Schaffung von alternativen Strukturen. Sie bilden Netzwerke, schaffen Gemeinschaften und fordern die etablierten Normen heraus.
Und genau hier wird es für uns spannend. Denn wenn wir uns fragen, wie wir uns von den subtilen und weniger subtilen Machtstrukturen unserer Zeit befreien können, dann schauen wir am besten zu diesen rebellischen Helden*. Klar, wir müssen nicht gleich mit einem Lichtschwert gegen eine riesige Raumstation kämpfen, wobei das Spaß machen könnte, aber wir können uns alternative Formen des Denkens und Handelns schaffen.
Foucaults Idee von Macht ist, dass sie uns immer beeinflusst, aber dass wir sie auch immer beeinflussen können. So wie Luke Skywalker im entscheidenden Moment den Pfad des Vaters ablehnt und sich weigert, die dunkle Seite zu übernehmen, können wir uns den Normen und Strukturen widersetzen, die uns klein halten. Es bedeutet, zu erkennen, dass das, was uns als „Wahrheit“ verkauft wird – sei es durch politische Ideologien, Gesundheitssysteme oder Werbung – nicht unbedingt die einzige oder gar die beste Wahrheit ist.
In gewisser Weise sind wir alle kleine Jedi – bewaffnet nicht mit Lichtschwertern, sondern mit kritischem Denken, Solidarität und der Fähigkeit, neue Wege zu gehen. Oder, um es mit Meister Yoda zu sagen: „Verlernen du musst, was du gelernt hast.“ Also, wenn wir uns das nächste Mal in einer Schlange im Supermarkt fühlen, als wären wir Teil eines gigantischen, unsichtbaren Machtapparates, denken wir daran: Wir müssen nicht Darth Vader werden. Manchmal reicht es, wie Luke tief durchzuatmen, die Alternativen zu erkennen und zu sagen: „Ich bin ein Teil der Macht – und ich gestalte sie mit.“
Beginnen wir mit der zentralen Frage: Wer hat die Macht? In der Welt von Star Wars könnte man geneigt sein zu sagen, dass es die Sith sind – jene Machthungrigen, die sich das Imperium untertan gemacht haben. Aber Foucault würde uns sofort den Lichtschwertgriff unter den Fingern wegreißen und uns erklären: „Die Macht ist nicht etwas, das man hat. Es ist etwas, das überall ist. Es durchdringt uns.“ Nein, Moment – das war Yoda.
Die Frage nach Macht durchdringt alle gesellschaftlichen Strukturen. Michel Foucault, ein Denker, der sich intensiv mit der Dimension von Macht auseinandergesetzt hat, stellt in seinem umfangreichen Werk heraus, dass Macht nicht nur durch direkte Unterdrückung ausgeübt wird, sondern subtiler und weitaus tiefgreifender in die gesellschaftlichen Institutionen eingebettet ist. Ein systematisches Verständnis der Macht nach Foucault offenbart, wie eng der Zusammenhang zwischen Institutionen, Wissen und Kontrolle ist. Dies lässt sich nicht nur am Beispiel politischer Mechanismen wie der Pandemiebekämpfung, sondern auch an der Organisation von Gefängnissen und Psychiatrien, sowie der Pathologisierung neuer psychischer Krankheiten erkennen.
1. Der Diskurs der Macht: Wissen und Kontrolle
Foucaults Arbeiten zeigen, dass Macht sich nicht nur in direkter Gewalt manifestiert, sondern vor allem in der Kontrolle von Wissen und Diskursen. Diejenigen, die in einer Gesellschaft bestimmen, was als Wissen gilt, haben die Macht, Realitäten zu konstruieren und zu kontrollieren. Dies lässt sich am Beispiel der Gesundheitsversorgung verdeutlichen. Während der Pandemie war es der medizinische Diskurs, der bestimmte, wie der Alltag reguliert wurde – wer sich bewegen durfte, wer isoliert werden musste, und letztlich, welche Maßnahmen als legitim galten. Die Abhängigkeit der politischen Entscheidungsträger von Experten* zeigte, wie der medizinische Diskurs eine neue Form der Biopolitik etablierte, in der die Bevölkerung zu einem zu regulierenden Körper wurde.
Dieses Konzept der Biopolitik, das Foucault in Überwachen und Strafen und Die Geburt der Klinik beschreibt, verweist auf die zentralisierte Macht, die über den biologischen und physischen Zustand des Individuums ausgeübt wird. Die Art und Weise, wie Gesundheitssysteme organisiert sind, wie sie Krankheiten definieren und behandeln, offenbart die allgegenwärtige Macht des medizinischen Wissens, das eng mit politischen Strukturen verknüpft ist.
2. Gefängnisse und Psychiatrien: Disziplinierung und Normalisierung
Gefängnisse und Psychiatrien sind weitere klassische Beispiele für die disziplinarische Macht, die Foucault untersucht. In Überwachen und Strafen beschreibt er den Übergang von der öffentlichen Bestrafung zu subtileren Formen der Disziplinierung in Gefängnissen und anderen Institutionen. Die Disziplinargesellschaft ist nicht nur repressiv, sondern normierend: Sie legt fest, was als normal gilt, und versucht, Abweichungen durch verschiedene Mechanismen zu korrigieren.
Psychiatrien, ebenso wie Gefängnisse, sind Orte, an denen diese Mechanismen der Disziplinierung besonders deutlich werden. Hier tritt der medizinische Diskurs in den Vordergrund und verbindet sich mit dem Machtapparat des Staates. Psychiatrien haben historisch eine Doppelfunktion übernommen: Zum einen sollten sie Menschen behandeln, zum anderen dienten sie der Kontrolle von Abweichungen. Menschen, die als „wahnsinnig“ oder „abweichend“ galten, wurden pathologisiert, und die psychiatrische Diagnose wurde zu einem Instrument der sozialen Kontrolle.
Heute sehen wir eine fortgesetzte Pathologisierung von Verhalten, die oft als medizinische Notwendigkeit verkauft wird, aber in Wahrheit tief in den Mechanismen der Macht verwurzelt ist. Immer wieder werden neue psychische Störungen definiert und medizinisch behandelt – sei es durch Psychopharmaka oder andere interventionistische Maßnahmen. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, inwiefern das Gesundheitssystem ein Instrument der politischen Macht ist, um gesellschaftliche Abweichungen zu normieren und zu kontrollieren. Dies wird besonders deutlich, wenn wir den massiven Anstieg der Verschreibung von Psychopharmaka und die immer feineren Diagnosen neuer psychischer Krankheiten betrachten. Das medizinische System agiert hier als ein weiteres Disziplinierungsinstrument der Gesellschaft, das durch den wissenschaftlichen Diskurs legitimiert wird.
Erinnern wir uns an den Moment, in dem Anakin Skywalker auf die dunkle Seite der Macht wechselt. Hier zeigt sich die Pathologisierung eines Individuums in Reinkultur! Anakin, ehemals Jedi, wird schrittweise manipuliert, bis er den Glauben an das alte System verliert. Der junge Anakin war, wie viele von uns, ein unschuldiger Träumer*, der davon träumt, seine Liebsten zu retten. Aber durch den Einfluss des dunklen Lords wird er allmählich pathologisiert, von einem Jedi-Ritter, der für das Wohl kämpft, zu einem Werkzeug der Repression.
3. Das Gesundheitssystem als Machtinstrument
Das moderne Gesundheitssystem kann nicht losgelöst von den politischen Machtstrukturen betrachtet werden, die es gestalten. Die zunehmende Medikalisierung der Gesellschaft, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit, hat eine neue Form von Abhängigkeit geschaffen, die sowohl politisch als auch ökonomisch motiviert ist. Psychische Erkrankungen werden zunehmend als biologische Probleme dargestellt, die sich durch Medikamente beheben lassen, anstatt die sozialen und politischen Ursachen dieser Krankheiten zu hinterfragen.
Hier kommt die Psychiatrie ins Spiel. Wie Foucault betont, werden in unserer Gesellschaft zunehmend psychische Abweichungen – oder einfach nur Unangepasstheit – medikalisiert und pathologisiert. Genau wie bei Anakin werden Menschen mit Medikamenten und Diagnosen kontrolliert, um sie in ein System zu integrieren, das Konformität verlangt. Die Jedi versuchen, Anakin zu therapieren, ihn auf den „richtigen“ Weg zurückzubringen, aber das Resultat ist klar: Statt einer Heilung endet er als Darth Vader, ein Symbol der totalen Unterwerfung unter das Imperium.
Foucault beschreibt dies als Teil einer umfassenderen Biopolitik, in der die Gesundheit der Bevölkerung zu einem zentralen Machtfeld wird. Regierungen und Gesundheitsbehörden intervenieren zunehmend in das Privatleben, um den „gesunden Bürger*“ zu schaffen. Doch diese Gesundheitsnormen beruhen oft auf fragwürdigen wissenschaftlichen Grundlagen und sind stark von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst. Pharmakonzerne profitieren enorm von der Definition und Verbreitung neuer psychischer Krankheiten, während die politischen Entscheidungsträgerdas Wissen dieser Unternehmen nutzen, um politische Agenden zu verschleiern. Der medizinische Diskurs dient somit nicht nur der Heilung, sondern vor allem auch der Legitimation von politischer Macht.
4. Die Pathologisierung als Verschleierung politischer Macht
Ein zentrales Phänomen, das Foucault beschreibt, ist die Verschleierung von Machtmechanismen durch wissenschaftliche Diskurse. Die Pathologisierung neuer psychischer Krankheiten ist ein Paradebeispiel dafür. Krankheiten wie „Burnout“ oder „ADHS“ werden zunehmend als individuelle Probleme wahrgenommen, die auf biologischen Defiziten basieren, anstatt als Symptome einer dysfunktionalen Gesellschaft. Dadurch wird das Augenmerk von den politischen und sozialen Ursachen abgelenkt, die für die Entstehung dieser Krankheiten verantwortlich sind.
Die Politik, insbesondere in neoliberalen Gesellschaften, fördert diese Medikalisierung, da sie eine bequeme Lösung für tiefergehende soziale Probleme bietet. Anstatt soziale Ungleichheiten, prekäre Arbeitsverhältnisse oder den Leistungsdruck zu bekämpfen, wird die Verantwortung auf das Individuum abgewälzt, das dann medikamentös „repariert“ werden soll. Diese Dynamik verdeckt die strukturellen Ursachen von Stress und psychischer Belastung und schützt die politischen Machtstrukturen vor Kritik.
5. Macht und Repression in der heutigen politischen Lage
Ein weiteres Beispiel für die Verschleierung von Machtstrukturen durch Disziplinierung ist das staatliche Vorgehen während der Pandemie. Die Restriktionen, die eingeführt wurden – von Ausgangssperren über Impfpflichten bis hin zur Überwachung von Gesundheitsdaten – verdeutlichen, wie stark der Staat durch medizinische Notwendigkeiten autoritäre Maßnahmen rechtfertigen kann. Die Pandemie hat gezeigt, dass die Biopolitik in der Lage ist, individuelle Freiheiten massiv einzuschränken, ohne dass diese Einschränkungen als willkürliche Machtakte wahrgenommen werden. Vielmehr wurden sie als notwendige Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit dargestellt. Dies verdeutlicht Foucaults Konzept der „Mikrophysik der Macht“, bei der Macht in der Gesellschaft auf diffuse, unsichtbare Weise ausgeübt wird und nicht als direkter Zwang erscheint.
Im heutigen politischen Kontext ist es unerlässlich, die subtilen Formen der Repression zu verstehen, die durch die Verknüpfung von Wissen, Medizin und Macht ausgeübt werden. Die Pathologisierung neuer psychischer Krankheiten ist nur ein Aspekt davon. Die Unterdrückung abweichender Verhaltensweisen, die Medikalisierung sozialer Probleme und die Disziplinierung der Bevölkerung durch Gesundheitsnormen sind Machtinstrumente, die die politische Agenda stützen und verschleiern.
Schlussfolgerungen
Die Dimension der Macht, wie sie Foucault beschreibt, zeigt uns, dass wir uns in einem Geflecht aus subtilen Disziplinierungsmethoden und verschleierter Kontrolle befinden, die sich durch Institutionen wie das Gefängnissystem, die Psychiatrie und insbesondere das Gesundheitssystem ziehen. Doch die Erkennung dieser Mechanismen reicht nicht aus; es ist notwendig, konkrete Wege zu finden, um sich als Individuum von diesen Machtstrukturen zu befreien. Zunächst ist es wichtig, das Wissen, das uns umgibt, kritisch zu hinterfragen. In einer Gesellschaft, in der Macht durch die Konstruktion von Wissen ausgeübt wird, bedeutet die bloße Akzeptanz von „offiziellen“ Wahrheiten eine stille Unterwerfung. Das gilt insbesondere für die Pathologisierung von Krankheiten, die häufig als rein medizinische Gegebenheiten dargestellt werden, obwohl sie oft tiefere soziale und politische Wurzeln haben. Um sich hiervon frei zu machen, muss das Individuum lernen, sich nicht als passives Subjekt zu verstehen, das von externen Kräften – sei es der Staat, das Gesundheitssystem oder die Wirtschaft – geformt wird, sondern als aktiver Akteur in der eigenen Wissensproduktion.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Stärkung von Solidarität und kollektiven Netzwerken. Individuen, die sich isoliert fühlen, werden leichter von den disziplinären Mechanismen der Macht kontrolliert, sei es durch medikamentöse Behandlungen oder durch soziale Normierungen, die Abweichungen als pathologisch darstellen. Der Aufbau von Gemeinschaften, die alternative Diskurse pflegen und gegenseitige Unterstützung bieten, kann dazu beitragen, sich von den vorgegebenen Normen zu lösen und andere Formen der Gesundheit und des Wohlbefindens zu erforschen.
Darüber hinaus sollten wir als Individuen unseren Körper und Geist aus den Fängen der Biopolitik zurückerobern. Dies bedeutet, sich nicht blind auf medikamentöse Lösungen oder staatlich anerkannte Gesundheitssysteme zu verlassen, sondern alternative Heilmethoden, ganzheitliche Ansätze und einen selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen Körper zu erkunden. Natürlich bedeutet dies nicht, das gesamte medizinische System zu verwerfen, sondern es als eines von vielen möglichen Zugängen zu begreifen und nicht als den alleinigen Hüter von Wahrheit und Gesundheit.
Wir brauchen die politische Auseinandersetzung und Partizipation. Wer sich von den subtilen Machtstrukturen befreien will, muss verstehen, dass dies nur durch aktives politisches Engagement möglich ist. Es reicht nicht aus, sich individuell aus den Strukturen zu befreien – auch wenn dies ein erster Schritt ist. Vielmehr muss die Gesellschaft insgesamt auf diese unsichtbaren Formen der Repression aufmerksam gemacht und zu Widerstand ermutigt werden. Dies kann durch politische Bildung, Protestbewegungen oder die Unterstützung von Initiativen geschehen, die eine tiefgreifende Reform von Institutionen wie dem Gefängnis- und Gesundheitssystem anstreben.
Foucaults Werk zeigt uns, dass Macht nicht nur von oben nach unten wirkt, sondern in jedem zwischenmenschlichen Verhältnis existiert. Das bedeutet auch, dass es in unserer eigenen Verantwortung liegt, die Machtverhältnisse in unserem täglichen Leben zu reflektieren und neu zu gestalten. Wir müssen uns fragen: Wie reproduzieren wir selbst die Normen, die uns kontrollieren? Und wie können wir alternative Formen des Miteinanders schaffen, die diese Machtstrukturen untergraben?
In einer Zeit, in der psychische Krankheiten immer häufiger medikalisiert und soziale Probleme pathologisiert werden, müssen wir uns letztlich darauf besinnen, dass wahre Freiheit und Gesundheit aus der Reflexion, der Vernetzung und dem Widerstand gegen die subtilen Formen der Macht erwachsen. Nur durch diesen Prozess kann das Individuum sich von den Fesseln der modernen Disziplinargesellschaft befreien und aktiv eine neue, selbstbestimmte Existenz entwerfen.
xoxo, Alice